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Wir-AG/Bewerbung
- Julia Tieke, Elke Falat und
Katja Clysters (Hildesheim/Hamburg)
Im Büro der Wir-AG können sich Besucher Zeugnisse mit einem
Inhalt ihrer Wahl ausstellen lassen. Welche meiner Eigenschaften,
welche Fähigkeit wollte ich schon immer bezeugt wissen? Welche
persönlichen Ansichten oder Erfahrungen? Die Wir-AG formuliert
das Zeugnis und druckt es zur Mitnahme vor Ort aus. Die Zeugnisse
treiben die Verwertbarmachung aller Aspekte des eigenen Lebens in
Hinblick auf den Wunsch nach Arbeit auf die Spitze. Andererseits bereiten
solche Zeugnisse Freude. Vielleicht sind sie sogar das »gewisse
Etwas«, die positive Auffälligkeit einer Bewerbung, aufgrund
derer jemand zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.
Das Büro ist nicht nur eine Kunst-Aktion. Es stellt einen realen
Eingriff in die Arbeitswelt dar. Dieser Eingriff ist auf den ersten
Blick affirmativ, da er mit Konventionen arbeitet und nichts zu hinterfragen
scheint. Andererseits können die Zeugnisse als subversive Aktion
betrachtet werden, insofern sie eine Über-Erfüllung von
Erwartungen darstellen und dadurch Fragen aufwerfen.
Am Abend wird das Büro der Wir-AG zu einer Plattform für
Vorträge und Performances zum Thema Bewerbung/Arbeit.
Das Projekt der Wir-AG für garage 2003 bewegt sich zwischen dem
Erfüllen einer (Bewerbungs-) Norm und ihrer Offenlegung/Kritisierung,
zwischen Konzept-Kunst und Dienstleistung, zwischen Aktion und Subversion.
Die Wir-AG ist eine Gruppe von Künstlern aus Hamburg, Hildesheim,
Berlin und Frankfurt. Die Wir-AG hält »Ich-AG« für
einen perversen Ausdruck, der dennoch sehr klar eine tatsächliche
Entwicklung in der Arbeitsgesellschaft ausdrückt, nämlich
die Ökonomisierung des Individuums. Die Wir-AG ist ein Gegenentwurf
zur Ich-AG, indem wir als Künstler offen und kooperativ arbeiten.
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26.07.03 - garage
- 20 Uhr
parent guided only!
1. jumpy germanyness
Dick
El demasiado, IBW / Geert-Jan Hobijn, Staalplaat (NL)
Konzert für Blasorchester und Staubsauger
Geographisch gesehen, gehört die Cumbia-Muaik zu Kolumbien. Dieser
populäre und sehr freundliche Musikstil hat in allen lateinamerikanischen
Ländern zahlreiche Variationen gebildet.
Anthropologisch gesehen, hat sich die Cumbia aus verschiedenen Quellen
einheimischer afrikanischer und europäischer Traditionen herausgebildet.
Was die europäische Tradition anbelangt, haben die deutschen
Kupferinstrumente/Hörner und das Akkordeon der Cumbia die endgültige
Färbung verliehen. Man kann sagen, dass ein bestimmter Typ der
Cumbia die deutsche Tradition der Blaskapelle aufgenommen und beschleunigt
hat, indem sie in ihrem eigenen hüpfenden Charakter mit einer
besonderen Perkussion und Basslinie verbunden hat.
Wollte man diesen Prozess umdrehen, könnte man zurück nach
Deutschland gehen und eine Blaskapelle eine Cumbia mit halber Geschwindigkeit
spielen lassen. Auf diese Weise erhielte man folgende Kurve:
german consistency > colombia jumpiness > jumpy germanyness.
(oder colombian consistency!)
Dick El demasiado und Geert-Jan Hobijn wollen eine Stralsunder Blaskapelle
einladen, sich nach diesem Muster eines musikalischen Abenteuers dirigieren
zu lassen. Folgende Methode soll dabei benutzt werden:
- Eine lokale erfahrene Amateurkapelle ist zu diesem Abenteuer bereit.
- Sie schickt im Vorfeld ihr Repertoire an die beiden Künstler,
so dass diese 3 bis 5 potentielle Stücke auswählen können,
die sich für eine Umwandlung in Cumbias eignen.
- Vor dem Tag der Performance wir ca. zwei bis drei Tage geprobt.
Dick El demasiado sucht sich eine »musikalische Position«,
um in diesem Rahmen singen zu können.
- Der Sound des Orchesters wird abgenommen und durch Filterung und
Verfremdung auf ungewöhnliche Weise zusätzlich transformiert
und durch eine PA wiedergegeben.
- Die Musiker der Kapelle werden diese Bearbeitungen nicht hören
und somit auf ihre gewohnte Weise musizieren können, ohne sich
vom Hooly-Gully engineering stören zu lassen.
Geert-Jan Hobijn wird das Orchester mit Staubsaugerverstärkung
begleiten.
Es wird ein entsprechendes Wort für diese neue populistische
Maßnahme der Alle-Menschen-Werden-Brüder-lichkeit zu finden
sein müssen. It will be fun.
Dick Verdult / Institut für bezahlbaren Wahnsinn
Bekannt unter seinem Künstlernamen Dick El Demasiado, hat kein
Problem, über sich selbst zu reden. Wie er sagt, "soy Dick
El Demasiado, humilde pero exagerado". Er ist Teil und Produkt
des IBW (Institut für bezahlbaren Wahnsinn, Eindhoven) und Gründer
des Centro Periferico Internacional. Ziel dieser Plattform (14 Mitarbeiter)
ist der Austausch mit lateinamerikanischen Ländern. Zahlreiche
Aktivitäten in Calanda (Buñuel), Argentinien und Honduras
wurden bzw. werden realisiert. Das IBW ist in der high-brow-low-tech
Welt gut bekannt, von Hybrid Workspace, über Dokumenta Kassel
bis Kunstradio Österreich, von CCCB Barcelona bis zur Vereinigung
der Filmemacher in St Petersburg.
Dick El Damasiado ist spezialisiert in cumbias lunaticas, wie die
anderen Ikonen Padre Tereas und Subdesarollados del Norte, ein Genre,
das erstmals auf dem First Festival of Cumbias Experiimentales in
La Ceiba 1996, in Festicumex, auftauchte.
> http://www.dse.nl/~ibw/
>
http://www.periferico.org/dickeldemasiado
Geert-Jan Hobijn / Staalplaat Soundsystem
Geert-Jan Hobijn ist seit über zwanzig Jahren als künstlerischer
Querdenker und Anstifter ungewöhnlicher musikalischer Experimente
Garant für außergewöhnliche Projekte.
Mit Staalplaat hat er sich über die Jahre ein Suchgerät
aufgebaut, das beim Navigieren in den Untiefen des guten Geschmacks
und zwischen den kleinen Inseln der Kulturbanausen genauso hilfreich
ist wie bei der Umschiffung des Mainstreams.
> http://www.staalplaat.org
Kevin Blechdom (US/D)
Die Banjo-Laptop-Electrotrasherin aus San Fransisco/Berlin heißt
eigentlich Kristin Erickson, gründete in ihrer Zeit in San
Fransisco eine Band namens Blechtum from Bechdom, tourte durch die
Welt, spielte Musik, veröffentlichte Platten auf tigerbeat6,
deluxe, orthlorng musork, shimmy disc, four states fair, unbearable,
dial() and phthalo. Kevin Blechdom spielt zwei Laptops, ein rotbandiges
MIDI Keyboard, ein rotes Banjo und singt Lieder.
>
http://www.kevyb.com/contents.html
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