08./09.08.03 - Speicher am Katharinenberg
Klausurtagung (geschlossene Veranstaltung)
Radiokunst heute? Radiokunst-Perspektiven
Eine gemeinsame Initiative von Sabine
Breitsameter (AudioHyperspace/SWR), Heidi
Grundmann und Elisabeth Zimmermann
(beide Kunstradio/ORF)
Zwischen und jenseits vom experimentellen Hörspiel, künstlerischem
Feature und radiophoner Musik hat sich in öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten eine Kunst angesiedelt, für die sich die
offizielle Bezeichnung (die von Klaus Schöning, WDR, geprägte
wurde) Ars Acustica durchgesetzt hat. Ars Acustica ist auch der
Name jener Gruppierung, der für diese Kunst zuständigen
RedakteurInnen innerhalb der EBU (Europäische Rundfunk Union).
Fast jedes Mitglied der Ars Acustica Gruppe vertritt allerdings
eine etwas andere Definition dieser Kunst je nachdem was sich auf
Grund der unterschiedlichen medienpolitischen, institutionspolitischen
und historischen Entwicklungen in der jeweiligen Anstalt als radiospezifische
oder radiogerechte Kunst entwickelt hat. Die Bezeichnungen reichen
von Ars Sonora, Audioart bis zur digitalen und/oder interaktiven
Radiokunst. Radiokunst wird als Teil einer übergreifenden Klangkunst/Soundart
begriffen oder unter Berücksichtigung der jüngsten technologischen
Entwicklungen als Forschung im Bereich »einer akustischen
Medienkultur« und Entwicklung einer »partizipatorischen
akustischen Medienkunst«, kurz einer »Kultur des Zuhörens
in Netzwerken und Multimediaspaces«. (Sabine Breitsameter,
SWR).
Es gibt aber auch noch andere Ansätze einer Radiokunst, deren
Entwicklung nicht »als vom Radio initiierte und verwaltete«
(K. Schöning) Ars Acustica begriffen werden kann, sondern von
den KünstlerInnen außerhalb der großen Anstalten
(oft in Kooperation mit Universitäts- und Piratenradios) entwickelt
und gelegentlich als subversiv-innovativer alternativer Umgang mit
bestehenden öffentlichen Sendeinfrastrukturen in die Rundfunkanstalten
getragen wurde.
Sendungen und Kanäle dieser Anstalten werden dabei als Fenster/Interfaces
komplexeren temporären aus alten und neuen Technologien, sowie
aus realen und virtuellen Räumen kollagierten Netzwerken des
Austausches und der Interaktion betrachtet. In solchen Projekten,
die Kurzwelle, Mittelwelle, Ultrakurzwelle des öffentlichen
Radios, lokales unabhängiges Radio, Piratensender, das Internet
genauso wie Satelliten, Radioteleskope und die neuen Wireless Technologien
verwenden, geht es nicht so sehr um eine Sensibilisierung für
mediales/mediatisiertes Hören, sondern vielmehr um die Wiederentdeckung
von Radio als »denkbar großartigster Kommunikationsapparat
des öffentlichen Lebens« und als »ein ungeheures«
(vernetztes) »Kanalsystem« (B.Brecht) und vor allem
um den Zugang zu diesem System.
Die klausurartige Diskussion »Radiokunst heute?« versteht
sich als allererster Anstoß zu einer gut dokumentierten Reihe
von intensiven Auseinandersetzungen und Überlegungen, deren
Ergebnisse letztendlich einem internationalem Symposium und einer
Publikation zum Thema Radiokunst vorgestellt werden sollen.
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