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8. Festival garage 23. Juli - 14. August 2004 in Stralsund / Ostsee



black box_ Begriff für etwas, dessen innerer Aufbau und innere Funktionsweise unbekannt sind bzw. als nicht weiter von Bedeutung erachtet werden.
Von Interesse ist nur das äußere Verhalten der black box. Die Verwendung des Begriffs tendiert zu 'das Innere interessiert (jetzt) nicht', auch wenn er manchmal als 'wir wissen es (sowieso) nicht' verwendet wird. Das bewusste Weglassen von detaillierterer Information (Tiefeninformation) wird auch als information hiding bezeichnet.

white cube_ Bezeichnung eines neutralen, rein auf die Präsentation des "Kunstwerkes" ausgerichteten und genau deshalb nie unproblematischen Raums.
Eine neutrale, gleichmäßig erleuchtete Zelle, die alles vermeidet, was die Wahrnehmung von Kunst mit der Wahrnehmung der Realität in Verbindung bringen könnte.



Behauptung, Wahrnehmung, Illusion. black box und white culbe kann man über den Begriff Schnittstelle definieren. Schnittstellen bilden Übergänge und ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen. Verbindungsstelle, Oberfläche, Transmitter. Unbekannter Faktor? Das Interface als Übersetzer und Vermittler zwischen Medium und Botschaft.
Es fällt leicht, die digitale Analogie auf eine allgemeinere Ebene zu übertragen - Benutzer und Content, Individuum und Gesellschaft, Publikum und Künstler. Welche Anforderungen werden dabei an Interfaces gestellt, wie selbstverständlich wird mit Schnittstellen umgegangen, wie einfach lässt man sich von Oberflächen manipulieren...?

Wie sollten Interfaces beschaffen sein, um Kommunikation und Interaktion zu erzeugen? Wie attraktiv müssen Oberflächen sein, um wahrgenommen zu werden? Wie weit geht die Bevormundung durch Intefaces, wie schnell wird Oberfläche zur Behauptung?
garage 04 beschhäftigt sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst im öffentlichen Raum und Fragen der Kontextualisierung und Vermittelbarkeit von Kunst. Wie groß ist die Distanz zwischen Produzenten und Rezipienten? Wie gelingt es, Austausch und Kollaborationen zu ermöglichen? Wie viel oder wie wenig Zugeständnisse ist man bereit einzugehen? Wen oder was bedient man dabei? Und wo bleibt das Publikum?

Die auf Funktionalität ausgerichtete Designauffassung bestimmt wesentlich den Trend der technischen Interface-Entwicklung zunehmend in Richtung Bedienerfreundlichkeit, Bedürfnisbefriedigung und Perfektion. Allerdings besteht die Gefahr, dass Glattheit und Effizienz der Technik auf die Inhalte zurückwirken. Kunst als Produktdesgin? Der öffentliche Raum als massenkompatibles Spielfeld? Welche Konsequenzen hat eine solche Oberflächenkultur? Ist Wahrnehmung bildschirmgesteuert? Wie werden Interfaces weitergedacht?

black box : white cube beschäftigt sich mit unterschiedlichsten Aspekten des Prinzips Interface zwischen Oberfläche und Reibungsfläche, zwischen Funktionalität und Behauptung.
garage 04 sucht nach Positionen in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Dabei geht es sowohl um interessante technische Interfaces zum Entern der black box als auch um die Praxis der Vermittlung, Präsentation, Produktion von Kunst und die Bedingungen ihrer Rezeption, gleichermaßen gerichtet an Künstler, Publikum und Veranstalter/Kuratoren.



Festivalschwerpunkten:

1. use me (oeffentliche Interfaces)
Der oeffentliche Raum scheint gegenueber dem privaten oder institutionalisierten Raum besonders geeignet als Ort der Interaktion. Kann kuenstlerische Intervention als Kommunikationskatalysator funktionieren? Welche Formen der kuenstlerischen Aneignung des oeffentlichen Raumes gibt es? Wie wird mit dem engen Netz aus Regelwerken, Setzungen und Konventionen umgegangen? use me sucht nach Ansaetzen, die den oeffentlichen Raum als Interface begreifen, und stellt Projekte vor, die sich unter formalen, sozialen und kommunikativen Gesichtspunkten mit Oeffentlichkeit auseinander setzen.

2. re-use me (Bedienungsanleitungen)
re-use me befasst sich mit der kritischen Frage der weiterfuehrenden Nutzung originaerer kuenstlerischer Inventionen und Ideen. Interfaces, Instrumente, Maschinen, Installationen, Software – nicht wenige interessante kuenstlerische Konzepte und Projekte bleiben in der Realisierung weit hinter ihrer potentiellen Kraft zurueck. Was waere moeglich, wenn eine Weiterentwicklung stattfinden wuerde, eine Fokussierung erfolgen oder das entsprechende Thema mit groesserer Konsequenz behandelt werden wuerde? Was koennte passieren, wenn eine Idee, ein Projekt weitergegeben wird? re-use me beschaeftigt sich mit den sich daraus ergebenden Fragen und Problemen, stellt konkrete Projekte hierzu vor und regt entsprechende Kollaborationen an.

3. play me (Interface Musik)
Einen wichtigen Stellenwert im Festivalprogramm hat die Beschaeftigung mit akustischen Kunstformen. Die soziale Qualitaet von Musik – insbesondere ihre Funktion als Contenttraeger und -vermittler – ist unbestritten. Eingeladen sind Kuenstler und Projekte, die sich darueber hinaus auf unterschiedlichste Weise mit Interaktions- und Interface-Konzepten in der Musik auseinandersetzen. Thematisiert werden Fragen der performativen Vermittlung, Kommunikationsmoeglichkeiten zwischen Kuenstler und Publikum, Formen der Interaktion von Musikern in Performance aber auch Produktionsprozessen, ungewoehnliche und besondere (Software-)Interfaces, Vermittlung unterschiedlicher Hoergewohnheiten, Konstruktion von Hoerumgebungen und Wahrnehmungsumstaenden.

4. tune me (Radio als Interface)
tune me ist die Weiterfuehrung einer seit laengerer Zeit im Rahmen des Festivals stattfindenden intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Radio und seinen kuenstlerischen und gesellschaftlichen Implikationen.
Ausgehend von der 2003 initiierten Klausurtagung "Radiokunst heute? Radiokunst-Perspektiven", soll die Diskussion zwischen den Positionen einer klassischen Ars Acoustica, wie sie vom oeffentlich-rechtlichen Radio vertreten wird, und den subkulturellen Ansaetzen, die vom Umgang mit neuen Technologien sowie dem Netzwerkgedanken des Austausches und der Interaktion gepraegt sind, fortgefuehrt werden. Fuer das Praesentationsprgramm sind Projekte gesucht, die sich mit dem Thema auseinander setzen.


Die Ausschreibung ist jetzt geschlossen, es können keine weiteren Einreichungen berücksichtigt werden.


Mehr Informationen in kürze hier.




Festival garage
Kastanienallee 73
10435 Berlin
Germany

Fragen?
+49 (0) 30 441 20 15
info (at) garage-g.de




Achtung!
das g-niale Kurzfilmfestival hat eine extra Ausschreibung!